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Forschung
Das Staatliche Museum Schwerin erforscht seit 1998 verstärkt die Provenienz – Herkunft und Historie – von Kunstwerken, die ab 1933 erworben, überwiesen bzw. inventarisiert wurden und deren Provenienzen lückenhaft oder gänzlich unbekannt sind. Gemäß der Washington Principles (1998) und der Handreichung zur Umsetzung der „Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz” prüft das Museum seine Bestände.
Ziel ist es festzustellen, ob sich in den Sammlungen während des Nationalsozialismus unrechtmäßig entwendete Kunstwerke aus ehemals jüdischem Besitz befinden oder ob es sich um reguläre Ankäufe, Schenkungen bzw. Vermächtnisse handelt. Eine möglichst lückenlose Dokumentation der Provenienzen wird angestrebt.
Kultureinrichtungen der neuen Länder sehen in der Provenienzforschung im Allgemeinen und in der Aufdeckung von unrechtmäßig entzogenem Kulturgut im Besonderen eine zentrale Aufgabe ihrer Arbeitsprogramme. Gerade Museen haben vor dem Hintergrund der Geschichte und der ihnen übertragenen Aufgabe, das kulturelle Erbe zu erhalten, eine besondere Verantwortung für die Aufdeckung unrechtmäßig entzogenen Eigentums.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren ist Prof. Dr. Michael Busch zuständig für die Provenienzforschung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern. Im Rahmen des Projekts „Die Rolle und Funktion des Staatlichen Museums Schwerin zwischen 1945 und 1990 beim Umgang mit entzogenen Kulturgütern auf dem Gebiet des ehemaligen DDR-Bezirks Schwerin“, das aktuell vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste durchgeführt wird, untersucht er in einer repräsentativen Studie, in welchem Maße das Museum bei Kulturgutentziehungen in der DDR mitgewirkt hat. Darüber hinaus sollen durch dieses in der Grundlagenforschung angesiedelte Projekt vor allem die Recherchemöglichkeiten in den verschiedenen Archiven des Landes MV und des Bundes aufgezeigt werden. Diese „Landkarte“ dient gleichsam als Grundlage für künftige Provenienzforschung an Museumsbeständen, die in einem möglichen Zusammenhang mit Entziehungskontexten in der DDR stehen.
Prof. Dr. Michael Busch:
Michael.Busch@ssgk-mv.de
T 0385 588 41293
2009 wurde mit der Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/-forschung (AfP) beim Institut für Museumsforschung in Berlin (heute: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg) ein Forschungsprojekt initiiert. Dieses befasste sich mit der wissenschaftlichen Erforschung der Provenienz der Gemälde, die seit den 1930er Jahren in das Mecklenburgische Landesmuseum (heute Staatliches Museum Schwerin) gelangten, um NS-verfolgungsbedingt entzogene Kunstgüter im Bestand des Museums zu identifizieren.
In dem zweijährigen Forschungsprojekt wurde eine möglichst lückenlose Dokumentation der Provenienzen und damit die Erleichterung der Aufklärung von Eigentumsverhältnissen angestrebt, konnte aber nicht in allen Fällen erreicht werden. Nach wie vor sind Provenienzen lückenhaft oder gänzlich ungeklärt, bei denen die überlieferten Unterlagen keine sicheren Aussagen mehr erlauben.
Mit der sukzessiven Veröffentlichung der lückenhaften und unbekannten Provenienzen sind die Ergebnisse der zweijährigen Forschungen im Gemäldebestand der Öffentlichkeit in der Lost Art Internet-Datenbank der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste zugänglich. Damit wird ferner die Hoffnung verbunden, dass Personen, die etwas über die Geschichte der genannten und abgebildeten Bilder wissen, zur lückenlosen Klärung der Geschichte der Kunstwerke beitragen und sich neue Forschungsansätze bzw. Anhaltspunkte für weitere Recherchen ergeben.
Das Staatliche Museum Schwerin ist sich bewusst, dass es immer Fälle geben wird, bei denen eine eindeutige Klärung nicht möglich ist, aber es möchte mit der kontinuierlichen und systematischen Provenienzforschung und -recherche sämtlicher Zugänge, vor allem für den Zeitraum von 1933 bis 1945, und mit der Aufarbeitung der Erwerbungspolitik des Hauses seiner moralischen Verantwortung gerecht werden.
Dieses Forschungsprojekt wurde ebenfalls durch die damalige Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/-forschung beim Institut für Museumsforschung in Berlin gefördert.
Es setzte sich mit den Bestandsgruppen Plastik, Kunsthandwerk, Münzen und Medaillen, Zeichnungen und Grafiken auseinander und diente der systematischen Prüfung und Identifikation NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter. Die Forschung erfolgte auf der Basis der im Staatlichen Museum Schwerin befindlichen Inventare, Bestandslisten und Schriftgutnachweise und unter Hinzuziehung der bereits erschlossenen Archivalien und gewonnenen Erkenntnisse. Der Untersuchungszeitraum beschränkte sich auf die Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945. Im Fokus standen Objekte mit „verdächtigen“ Provenienzen, wie die Ankäufe bei den Leipziger Kunsthändlern und Antiquaren Curt Naubert und C. G. Boerner, in der Hamburger Kunsthandlung Kurt Köster und dem Berliner Kunstantiquariat Reinhold Puppel. Aber auch die zur Zeit des Nazi-Regimes in Mecklenburg(-Vorpommern) tätigen Antiquitäten- und Münzhändler, wie Ludwig Grabow (Rostock), Else Spangenberg (Rostock) und Carl Friedrich Michaelis (Neustrelitz), bedurften einer eingehenden Untersuchung und die dort erworbenen Kunstobjekte einer gründlichen Überprüfung.
Kontinuierlich wurde sowohl an den Verzeichnissen der kriegsbedingt vermissten Kunstwerke als auch an denjenigen der von 1933 bis 1945 und nach 1945 in das Mecklenburgische Landesmuseum bzw. das Staatliche Museum Schwerin hinzugekommenen herrenlosen bzw. enteigneten Kunstobjekten gearbeitet.
Auf dieser Seite veröffentlicht das Museum seit 2001 die Erwerbungen und Überweisungen des Mecklenburgischen Landesmuseums (heute Staatliches Museum Schwerin) von 1933 bis 1945, bei denen es sich möglicherweise um Kunstwerke aus jüdischem Besitz oder anderen verfolgten Gruppen handelt.
• Verzeichnis der Erwerbung und Überweisungen des Mecklenburgischen Landesmuseums von 1933 bis 1945
Gefördert von der Kulturstiftung der Länder und Mitteln des Bundesministeriums des Innern.
Band I: Gemälde und Miniaturen, Plastische Arbeiten
Bearbeitung: Kristina Hegner
1998, Staatliches Museum Schwerin, ISBN 3-86106-038-8
Band II: Münzen, Medaillen, Orden, Ehrenzeichen
Bearbeitung: Torsten Fried
1998 Staatliches, Museum Schwerin, ISBN 3-86106-046-9
Band III: Keramik
Bearbeitung: Antje Marthe Fischer
2002, Staatliches Museum Schwerin, ISBN 3-86106-072-8
Band IV: Kunsthandwerk (außer Keramik), Kriegs- und Jagdwesen, Papiergeld, Briefe und Briefmarken
Bearbeitung: Karin Annette Möller,Torsten Fried
2005, Staatliches Museum Schwerin, ISBN 3-86106-087-6