Land in Sicht
Die Kunstankäufe des Landes Mecklenburg-Vorpommern 2015 · 2016 · 2017
2. Dezember 2017 bis 4. März 2018
Von 2015 bis 2017 hat das Land Mecklenburg-Vorpommern 131.000 € in seine Kunstsammlung investiert. In diesem Zeitraum konnten in den Ateliers von 23 Künstlern insgesamt 116 Arbeiten erworben werden, die jetzt auf Schloss Güstrow der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Die Ausstellung gibt einen Einblick nicht nur in die Lebendigkeit der Kunstszene im nordöstlichen Bundesland, sondern auch in die Ausdrucksvielfalt aktueller Kunst überhaupt. Expressive Malerei steht neben realistischer, Abstraktion neben Gegenständlichkeit, entfesselte Farbigkeit neben monochromer Reduktion und Konzeptkunst. Objekte und Videoarbeiten sind ebenso vertreten wie die klassischen Gattungen Holzschnitt, Handzeichnung oder Porzellanmalerei.
Zu sehen sind Werke von: Martha Damus, Udo Dettmann, Jacqueline Duhr, Friedrich Wilhelm Fretwurst, Christian Frosch, Jörg Hamann, Annelise Hoge, Heiko Krause, Lars Lehmann, Annette Leyener, Hildegard Mann, Margret Middell, Oskar Manigk, Sven Ochsenreither, Ramona Seyfarth, Marcus Schramm, Holger Stark, Gerhard Stromberg, Iris Thürmer, Wolfgang Tietze, Matthias Wegehaupt, Rolf Wicker und Marc W1232l.
Kuratorin: Dr. Regina Erbentraut
Von Beckmann bis Jawlensky
Die Sammlung Frank Brabant in Schwerin und Wiesbaden
24. November 2017 bis 18. Februar 2018
Frank Brabant, der in Schwerin geboren und aufgewachsen ist und sich später in Wiesbaden eine Existenz als erfolgreicher Geschäftsmann aufbaute, hat im Laufe seines Lebens eine beachtliche Kunstsammlung zusammengetragen. Die Sammlung umfasst das gesamte 20. Jahrhundert angefangen von Pierre Bonnard und Henri de Toulouse-Lautrec bis zu A. R. Penck und Markus Lüpertz, der Schwerpunkt liegt aber bei Werken des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit.
Angefangen hat alles mit einem Holzschnitt von Max Pechstein, den Frank Brabant sich von dem Geld kaufte, das er eigentlich für seinen ersten VW-Käfer gespart hatte. Später kamen Werke von Alexej von Jawlensky, Ernst Ludwig Kirchner, August Macke, Georg Tappert, Emil Nolde, Otto Dix, Max Beckmann und viele anderen hinzu. Über 500 Werke umfasst die Sammlung heute. Neben den „großen Namen“ sind viele Maler der „Verschollenen Generation“ vertreten – Künstler, die in der Nazizeit verfemt wurden und nach dem Krieg nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen konnten. Die Werke spiegeln in vielen Fällen die sozialen Missstände in der Weimarer Republik und geben zugleich einen Überblick über das damalige Kunstgeschehen.
Frank Brabant will seine Kunstsammlung nach seinem Tod je zur Hälfte dem Museum Wiesbaden und dem Staatlichen Museum Schwerin schenken. Die Ausstellung zeigt heute schon die Werke, die die Sammlung des Schweriner Museums in Zukunft ergänzen werden. Bisher besitzt das Museum nur wenige Werke, die dem Expressionismus oder der Neuen Sachlichkeit zu zurechnen sind, insofern schließt diese Schenkung eine Lücke. Besonders augenfällig wird die Bedeutung der Stiftung für die Sammlung des Museums an einem Gemälde von Heinrich Ehmsen. Bei dem Werk in der Sammlung Brabant handelt es sich um die Vorstudie zu dem Gemälde Der Angler von Cassis, das sich bereits im Bestand des Staatlichen Museums befindet.
Auch das Museum Wiesbaden stellt in einer Ausstellung im Sommer 2018 seinen Teil der Sammlung vor. Zu beiden Ausstellungen erscheint ein gemeinsamer Katalog, der die Sammlung Frank Brabant noch einmal als Ganzes würdigt. Anhand der Sammlung wird hier nicht nur die Kunst des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit, sondern auch die Vernetzung der Künstler und Gruppierungen untereinander vorgestellt.
Kuratoren: Dr. Gerhard Graulich und Dr. Anne-Sophie Pellé
Endre Tót
Zer0 makes me glad sad mad
Kelterkabinett
21. Oktober 2017 bis 13. Januar 2018
1970 hat Endre Tót die Malerei aufgegeben und sich fortan konsequent und humorvoll dem Nichts gewidmet. Die Strategie der Verweigerung durch die Abwesenheit von Bildern und Inhalten eröffnet Freiraum für die Imagination des Betrachters. Nachdem er seine so poetischen wie politischen Aktionen zunächst (gezwungenermaßen) allein durchführte, hat er 1976 begonnen, sie in den öffentlichen Raum auszuweiten, so dass auch zufällige Passanten zu Beteiligten werden können. Die Ausstellung versammelt Arbeiten, die sich zwischen dem Sein und dem Nichts bewegen. Tót wurde 1937 in Sümeg, Ungarn, geboren, emigrierte 1978 nach West-Berlin und lebt seit 1980 in Köln.
Die Ausstellung wurde am Samstag, 21. Oktober, mit einer Zero-Demo durch die Schweriner Innenstadt eröffnet.
Kuratorin: Dr. Deborah Bürgel
Die Malerei ist weiblich
Friederike Juliane von Lisiewska
Galerie Alte und Neue Meister Schwerin
Kabinettausstellung
21. September bis 31. Dezember 2017
Im Jahr 2016 erwarb das Staatliche Museum Schwerin ein bisher unbekanntes Selbstbildnis von Friederike Juliane von Lisiewska (1769 – 1856). Die Künstlerin, die ihre Jugend in Ludwigslust verbrachte, konnte als eine von nur vier Frauen als vollwertiges Mitglied neben ihren männlichen Kollegen an der Kunstakademie in Berlin studieren und war damit eine Ausnahmeerscheinung in ihrer Zeit.
Friederike Juliane von Lisiewska stammte aus einer angesehenen Berliner Künstlerfamilie, in der auch die Frauen als Malerinnen Erfolge feierten. Bekanntestes Beispiel ist Anna Dorothea Therbusch, der eine internationale Karriere gelang. Voller Energie begann auch Friederike Juliane von Lisiewska ihr Studium in Berlin, doch fehlten ihr bald die Aufträge und die Anerkennung als Malerin, ein Schicksal, dass sie mit vielen Kolleginnen teilte. Eine Bewerbung in Schwerin als erste weibliche Hofmalerin schlug der Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin aus.
Neben dem neu erworbenen Selbstbildnis ist der kleine, aber erlesene Bestand der Gemälde der Künstlerin in der Kabinettausstellung zu sehen, die einen Beitrag zur heute immer noch wenig bekannten Geschichte der Künstlerinnen um 1800 leisten möchte.
Kurator: Dr. Tobias Pfeifer-Helke
Die Menagerie der Medusa
Otto Marseus van Schrieck und die Gelehrten
Galerie Alte & Neue Meister Schwerin
7. Juli - 15. Oktober 2017
Die Ausstellung zeigt zum ersten Mal den Erfinder des „Waldbodenstilllebens" im Kontext seiner Zeitgenossen. Sie stellt nicht allein die Schönheit von Stillleben ins Zentrum der Betrachtung, sondern die Faszination des Dunklen, Verborgenen, Unheimlichen und dessen vielfältigen Bedeutungen, wie sie unnachahmlich in Peter Paul Rubens' Medusenhaupt zum Ausdruck kommen, der kostbaren Leihgabe aus der Moravischen Galerie in Brno.
Dabei sollen die vergessenen Verbindungen der Kunst mit der damaligen Wissenschaft erkennbar werden. Das 17. Jahrhundert erlebte einen Epochenwandel, der von der Buchgelehrsamkeit zur empirisch forschenden Naturwissenschaft führte und die Grundlage unseres heutigen Weltbildes schuf. Es ist das Jahrhundert des Mikroskops. Bis dahin unbekannte visuelle Welten, Dinge, die nie zuvor gesehen worden waren, verlangten nach Darstellung. Künstler gehörten damals zu den inneren Kreisen der Wissenschaft.
Otto Marseus van Schrieck stellte Pilze, Insekten und Spinnen, Amphibien und Reptilien, vor allem Schlangen, dar. All diese Pflanzen und Tiere wurden zu seiner Zeit intensiv erforscht, und ein berühmter Gelehrter wie Jan Swammerdam berief sich ausdrücklich auf Beobachtungen seines Freundes Marseus.
Gelehrte und Künstler unternahmen Reisen nach Italien, Frankreich und England. Briefe, Druckgraphik und Publikationen machten Erkenntnisse und Darstellungen in ganz Europa bekannt. Anhand dieser Zeugnisse persönlicher Beziehungen wird die Ausstellung die Netzwerke der Erkenntnisgewinnung aufzeigen. Erst in mühevoller Beobachtung wurde beispielsweise deutlich, dass auch die einfachsten Tiere sich nur durch Fortpflanzung vermehren, nicht durch Spontangenese.
Bei giftigen und heilkräftigen Substanzen gab es Schnittfelder zwischen Heilkunst und Malerei. Außerdem brachte Marseus echte Schmetterlingsflügel in seine Gemälde ein, die die Natur nicht nur abbilden, sondern geradezu vorweisen. Sowohl Gärten mit lebenden Pflanzen als auch umfangreiche Sammlungen von Insekten, Muscheln und anderen Naturalien wurden angelegt. Die Naturaliensammlungen erlangten internationale Bekanntheit – nicht zuletzt durch Bildatlanten. Wieder waren es die Künstler, die die vermittelnde Rolle spielten.
Der Zusammenhang der Stillleben mit wissenschaftlichen Erkenntnissen ihrer Zeit macht die Werke für den heutigen Betrachter lebendig. Es wird ablesbar, dass es sich um frühe Zeugnisse der Naturerkenntnis handelt, in denen die Tradition mit dem noch heute gültigen Weltbild ringt. Vor allem aber bringt die Ausstellung eine Malerei zur Anschauung, die eine ganz eigene Faszination ausstrahlt und hier zum ersten Mal zum Thema gemacht ist.
Wertvolle Leihgaben aus dem Rijksmuseum Amsterdam, der Alten Pinakothek und anderen Museen und Privatsammlungen des In- und Auslandes werden zu sehen sein. Die Ausstellung wird in veränderter Form vom 5. November 2017 bis 18. März 2018 im Rijksmuseum Twenthe in Enschede gezeigt.
Kurator: Dr. Gero Seelig
Cranachs Luther!
Werke der Malerfamilie Cranach
Schloss Güstrow
20. Mai bis 8. September 2017
Das Staatliche Museum Schwerin / Ludwigslust / Güstrow veranstaltet im Reformationsjahr 2017 unter dem Titel „Cranachs Luther!“ eine Ausstellung zu Lucas Cranach dem Älteren und Lucas Cranach dem Jüngeren.
Die Wittenberger Malerdynastie stand in engem Kontakt zu namhaften Reformatoren wie Martin Luther oder Philipp Melanchthon und begleitete mit ihren Gemälden und Grafiken die Geschehnisse der Zeit. Beide Künstler galten als die „Maler der Reformation“ und prägten im Wortsinn bis heute unser Lutherbild.
Erstmals präsentiert das Staatliche Museum die eigenen Bestände der Werke von Lucas Cranach dem Älteren und Lucas Cranach dem Jüngeren in einer Sonderausstellung auf Schloss Güstrow. Zu sehen sind die Zeichnungen zum Altar in der Wittenberger Stadtkirche sowie 16 Druckgrafiken, die für die Verbreitung der Gedanken der Reformation von zentraler Bedeutung waren. Im Zentrum der Kabinettausstellung stehen 13 Gemälde der Cranachs, die einen Querschnitt durch das Schaffen der Maler ermöglichen.
Kurator: Dr. Tobias Pfeifer-Helke
Ein Mecklenburger in Rom
Ferdinand Ruscheweyh - eine Wiederentdeckung
Galerie Alte & Neue Meister Schwerin
2. Februar 2017 bis 7. Mai 2017
Im Jahr 2016 erwarb das Staatliche Museum den Nachlass von Ferdinand Ruscheweyh (1785–1846). Dazu gehören ein Selbstporträt, eine Autobiografie und acht Skizzenbücher mit Reiseerlebnissen und Veduten aus Italien. Dieser umfangreiche Ankauf ermöglicht eine umfassende Neubewertung des Wirkens des Künstlers.
Ferdinand Ruscheweyh war einer der bedeutendsten Reproduktionsstecher einer Gruppe von Künstlern, die als Nazarener bezeichnet wurden. Dieser deutschsprachige Künstlerkreis ging um 1800 nach Italien, um in Rom die Kunst zu reformieren. Der in Neustrelitz geborene Ruscheweyh studierte in Berlin und Wien und reiste im Jahr 1808 ebenfalls nach Rom, wo er 24 Jahre lebte. Erst 1833 kehrte er nach Neustrelitz zurück.
Kurator: Dr. Tobias Pfeifer-Helke
Mit der Kraft des Neubeginns.
Ludwigslust in Ansichten des Hofmalers Johann Dietrich Findorff
Galerie Alte & Neue Meister Schwerin
27. Oktober 2016 bis 29. Januar 2017, Kabinettausstellung
In den Jahren zwischen 1765 und 1770 fertigte der Hofmaler Johann Dietrich Findorff Ansichten von Ludwigslust, die den Umbau des Dorfes Klenow in die neue Residenz Ludwigslust dokumentieren.
Vierzig Kilometer von Schwerin entfernt entstand inmitten ausgedehnter Wälder und Jagdgebiete ein Lustschloss, das bis heute von einem weitläufigen Park umgeben ist. Der ländliche Ort war ein Lieblingsaufenthalt der Herzöge von Mecklenburg-Schwerin. Auch wenn Findorff die Vollendung des Neubaus durch seinen Tod 1772 nicht erlebte, spiegeln seine Radierungen die Hoffnungen des Hofes auf einen Neubeginn nach dem Siebenjährigen Krieg wider.
Kurator: Dr. Tobias Pfeifer-Helke